Workshop von The Laboratory of Insurrectionary Imagination (F/GB) Mit John Jordan und Isabelle Frémeaux. (Teil des Forschungsprojekts Wir sind unsere Zeit (2014))
29.–30. November 2014 im Tanzzentrum SEAD Der Workshop The Art of Creative Resistance untersucht die Schnittstellen zwischen Kunst und Aktivismus. John Jordan und Isabelle Frémeaux stellen Werkzeuge vor, die Künstlern ermöglichen, innerhalb sozialer Bewegungen zu arbeiten, indem sie ihre Kreativität einsetzen, um neue Formen zivilen Ungehorsams und postkapitalistischer Lebensart zu entwickeln.
Die Methoden reichen von der Analyse und Erschaffung wirksamer Formen kreativen Widerstands und auf Narration beruhender Kampagnen bis zu Konsens-orientierter Entscheidungsfindung. Darüber hinaus werden Strategien zum Einsatz konstruktionswissenschaftlicher Prinzipien der Permakultur im Kontext kunstaktivistischer Praktiken Teil des Workshops sein. Permakultur ist ein ökologisches Konstruktionssystem, beruhend auf der Beobachtung der Funktion von Ökosystemen wie etwa Wäldern und Wiesen. Diese Studien können auch genützt werden, um menschliche Systeme zu schaffen, die energieeffizient, widerstandsfähig, abfallfrei und produktiv sind.Der zweitägige Workshop ist für KünstlerInnen und AktivistInnen konzipiert, die sich für die Arbeit am Rande von Kunst und Aktivismus, Performance und politischer Praxis interessieren.
Zeit: 29. und 30. November 2014, 10–18 Uhr
Ort: SEAD – Salzburg Experimental Academy of Dance Schallmooser Hauptstraße 48, 5020 Salzburg
Information: Elfi Eberhard, office@tanzbuero.net
Die Künstlerin Claudia Heu übernimmt in diesem Jahr die Forschungsarbeit der tanzbuero-Serie What´s Up? In ihrem Forschungsprojekt Wir sind unsere Zeit (We are our Times) untersucht sie gemeinsam mit dem Künstler Roland Schmidt alternative Lebensweisen (in Gemeinschaften) im 21. Jahrhundert. Ihr Forschungsgegenstand sind Orte, die Kunst, Leben, Ökologie und Aktivismus vereinen. Unter anderem besuchten die beiden Künstler La r.O.n.c.e., eine Permakultur-Anlage in der Bretagne. Als Teil ihrer Forschungsarbeit lud Claudia Heu John Jordan und Isabelle Frémeaux zu ihrem Workshop in Salzburg ein. Gemeinsam mit Roland Schmidt präsentiert sie die Forschungsergebnisse von Wir sind unsere Zeit (We are our Times) in der Tanzakademie SEAD am 12. Dezember 2014.
The Laboratory of Insurrectionary Imagination (www.labofii.net)
Berüchtigt für die Anstiftung zum Massenungehorsam auf Fahrrädern während des Kopenhagener Klimagipfels, Anwerbe-Touren für eine Rebellen-Clownarmee durch Großbritannien, die Veranstaltung von Kursen in postkapitalistischer Kultur, als Werfer von Schneebällen auf Banker, Betreiber einer Regatta von Rebellenflößen zur Abschaltung eines Kohlekraftwerks, sowie dafür, dass sie die Tate Gallery mit Melasse überzogen und sich in Utopien verlieben, ist The Laboratory of Insurrectionary Imagination (Lab of ii) keine Institution oder Gruppe, kein Netzwerk oder NGO, sondern eine Seelenverwandtschaft von Freunden, die die Schönheit kollektiven kreativen Ungehorsams anerkennen. Wir betrachten insurrection (Aufstand, Empörung) als eine Kunst, und Kunst als ein Mittel, sich auf den nächsten Aufstand vorzubereiten. Kreation und Widerstand sind die ineinander verschränkten DNA-Stränge unserer Praxis. Wir erachten Kunst und Aktivismus als untrennbar vom täglichen Leben. Unsere Experimente zielen nicht darauf ab, Kunst zu machen, sondern die Wirklichkeit zu formen, nicht darauf, dir unsere Welt zu zeigen, sondern sie gemeinsam zu verändern. Wir treten für jene Künstler ein, die den Gefängnissen der Kunstwelt entkommen, die aufhören, in den Konzernpalästen den Hofnarren zu spielen, und ihre Kreativität direkt auf die Entwicklung sozialer Bewegungen verwenden. Wir freunden uns mit Aktivisten an, welche die Phantasie wertschätzen, auf Träume hören und mit dem Politischen spielen, wie sie es mit den Stroßhen eines Gedichts tun würden. Das Kernziel unserer Experimente sind neue Wege im Umgang miteinander und in unserer Selbstorganisation: ohne Hierarchie arbeitend, mit direkter Aktivität, Übung in Selbstbestimmung und ökologischer Lebensführung, weigern wir uns, auf das Ende des Kapitalismus zu warten, und versuchen, ihm zum Trotz zu leben.
Ein Link zu einem Buch über Kunst und Aktivismus, mitverfasst von John Jordan: Demanding impossible John Jordan
Ein Link zu einem Interview im Rahmen der Berliner Festspiele: Interview
Zusätzliche Information: 13 attitudes
Biographien der Mitbegründer
John Jordan is ein Kunstaktivist. Er gründete die Aktionsgruppe Reclaim the Streets und die Clown Army, arbeitete als Kinematograph für Naomi Kleins The Take, ist Mitherausgeber des Buchs We Are Everywhere: the irresistible rise of global anti-capitalism (Verso 2004) und hält Vorträge über Theater und Kunst.
Isabelle Fremeaux war Dozentin für Media and Cultural Studies an der Birkbeck College-University in London, bevor sie die Akademie verließ, um in Frankreich ein neues selbstverwaltetes Lehrprojekt einzurichten. Ihre Aktionsforschung untersucht populäre Erziehung, Geschichtenerzählen und kreative Formen des Widerstands.
Gemeinsam gründeten sie das Kunstaktivismus-Kollektiv The Laboratory of Insurrectionary Imagination und sind Mitautoren und –regisseure des Filmbuchs „Pfade durch Utopia“ (nautilus, 2013). Derzeit befinden sie sich im Prozess der Einrichtung einer neuen Schule für Kunstaktivismus und Permakultur mit dem neuen Land-Kollektiv La r.O.n.c.e (Resist, Organise, Nourish, Create, Exist) in der Südbretagne in Frankreich.