Für 2012 planen wir mit einer Gruppe von PerformerInnen, TänzerInnen und ChoreografInnen ein CAMP in der Natur. Inspiriert von der Idee des Miteinander-Seins, des Mit-Seins, der Teil-Habe, verstehen wir das CAMP in Referenz zu Kunst-Projekten bei Monte Verità in den 1910er Jahren, von der Idee der Künstlerkollektive in den 1960er und 1970er Jahren (Cage/Cunningham, Judson Dance Theatre, hier besonders Anna Halprin: Auf einer von ihrem Mann, einem Landschaftsarchitekten, entworfenen Bühne, die unter freiem Himmel mitten in der Natur gebaut wurde, kollaborierte sie mit einer Vielzahl von Künstlern, darunter Min Tanaka und Merce Cunningham (Tanz, Choreografie), John Cage und Terry Riley (Musik) sowie visuellen Künstlern und Dichtern wie z.B. Richard Brautigan und Robert Morris).
Wir denken in unserem Camp, das in der Nähe von Salzburg für eine Woche etabliert wird, das Verhältnis von Performance und Natur zeitgenössisch. Wir verlassen den konventionellen Ort des Diskurses (Studio, Stadt, Atelier), um uns miteinander, in der Weite der Landschaft, in der Unbestimmheit des Raumes in einem performativen Setting einzufinden, Performance zu erproben. Wie kommt es, dass 100 Jahre nach Monte Verità ein gesteigertes Interesse an Performance in der Natur im Zusammenhang mit dem ebenso wieder thematisierten befreiten und emanzipierten Körper aufscheint?
Ist es der Performancekörper als Möglichkeit in seiner un-affektierten Reduktion, ein un-barockes Modell, verführt durch Schlichtheit, als eine neue Anti-Opulenz?
„Andere“ Formen des Tanzes (Rituale, Tanzen in der Natur) werden aufgegriffen, modelliert, transformiert. Woher kommen die erhöhte Aufmerksamkeit und die aufblitzenden Diskurse zu Ritual und spirituellen Tänzen? Sind das erste Abnützungserscheinungen eines „gefangenen Körpers“, eingebunden in virtualisierte Räume, formuliert sich hier eine Gegenstrategie?
Unser Interesse an der performativen Erörterung dieser Fragen ist zeitgenössisch, im Sinne der Rückholung des Animismus in unsere Kunst, unser Denken und der Visualisierung, Verkörperung des Anti-Logos, des Mythischen, des Unfaktischen.
tanzbuero geht aufs Ganze. Die beteiligten KünstlerInnen werden während des Camps auf jegliche elektronische Tools verzichten, die sonst selbstverständlich Bestandteil ihrer künstlerischen Methodik sind. Die choreografischen Prozesse und performativen Strategien, reduziert auf Körper, Geist(er) und Natur. Durch diese „no tech-Strategien“ rekonstruieren wir in einer gewissen Weise einen „monte verità“ Möglichkeitsraum.
Wir verhandeln in dieser künstlerischen Setzung des Camps auch, wie anfangs beschrieben, eine andere Form des „Ich“ und somit des „Wir“, also der Gemeinschaft. Brauchen wir nicht gerade jetzt in der Krise des Neoliberalen neue Modelle des Zusammenseins? Wir wünschen uns wieder Utopien – im Bewusstsein, dass es solche sind!
Format: Camp (Zelte für Übernachtung und Verpflegung und sind Teil des Projektes), abschließende Präsentationen zu den entstehenden Performances vorort. Weiters in Planung eine Kunstfilmdokumentation CAMP (Das Kino Salzburg, tanz_house Festival 2012, und angedacht sind weitere Präsentationsorte in Salzburg Land, Österreich und international)Zeitraum: Mai oder Juni 2012
Dauer des CAMPS: 7 Tage
Ort: Auf Bauernhof, Wiese und Wald von Hubert Lepka
Partner: Hubert Lepka
KünstlerInnen (werden angefragt): Gelitin, God‘s Entertainment, Karl Karner, Amanda Piña, Rotraud Kern, Christian Eisenberger, Jan Machacek, Robert Steijn, Milli Bittlerli, Frans Polstra, Georg Hobmeier, Nils Olger, Adriana Cubides, Josef Frucek, Eduard Gabia, Valerie Oberleithner, Chris Haring, Barbara Kraus, Claudia Heu, Julia Schwarzbach, Mirjam Klebel, Hubert Lepka.
Gäste (werden angefragt): Editta Braun, Susan Quinn, Sigrid Gareis, Hildegund Amanshauser, Michael Stolhofer, Elke Zobl.
Lecture-Video Demonstration
Termin:
Mi, 28. November 19:00h
Unipark Salzburg ‐ Abteilung für Tanzwissenschaft
Haupteingang 2. Stock | Erzabt-Klotz-Straße 1 | 5020 Salzburg
mit Beiträgen von:
Nicole Haitzinger, Lisa Hinterreithner und Rotraud Kern.
Im Juli 2012 gestaltete tanzbuero ein CAMP am Waldrand des Wolfgangsees. Die eingeladenen ChoreografInnen und PerformerInnen lebten und arbeiteten für ein Woche miteinander. Sie dachten, performten und inszenierten ihre Körper im Wald, auf der Wiese, im Wasser, bei Reduktion auf Körper, Geist(er) und Natur. In einer Lecture-Video Demonstration geben Lisa Hinterreithner, Nicole Haitzinger und Rotraud Kern einen Einblick in diese künstlerische Auseinandersetzung.
Mitwirkende CAMP:
KünstlerInnen: Ewa Bankowska, Rotraud Kern, Mirjam Klebel, Valerie Oberleithner, Amanda Piña, Robert Steijn, Wolfgang Tragseiler
Gäste: Georg Hobmeier, Hubert Lepka
Konzept: Nicole Haitzinger, Lisa Hinterreithner
Videodokumentation: Zoilly.TV
Camp Environment und AsianDUB_kitchen: Walter Steinacher
Projektleitung: Anna Grienberger in Kooperation mit Elfi Eberhard