Four In One | Labor Shared Space – Time | Infiltrations (2017)

Vorderseite tanzbuero dez
Vier Performances treffen aufeinander. Vier PerformancekünstlerInnen Jack Hauser, Lisa Hinterreithner, Sabina Holzer und Nic Lloyd stellen je eine ihrer performativen Arbeiten zur Verfügung und performen diese gleichzeitig in einem geteilten Raum. Was entsteht, ist eine fünfte Performance. Die Dramaturgin Chris Standfest begleitet das dreitägige Labor künstlerisch wie diskursiv.

tanzbuero geht in dem Labor Shared Space -Time | Infiltrations der Frage nach, wie sich das gewohnte zeitliche Nacheinander von eigenständigen Performances in eine Gleichzeitigkeit transferieren lässt, und wie dabei singuläre Positionen einer performativen Pluralität weichen können.

Dieses ungewöhnliche Performance-Treffen stülpt Arbeiten ineinander, dekonstruiert Performances um neue unvorhersehbare performative Gemeinsamkeiten zu produzieren. Kommt es dabei zuerst zu einer Desorientierung und zum Zusammenbruch der singulären Positionen bevor sich eine neue geteilte Form entwickeln lässt? Kann ein räumlich-zeitliches Zusammenwerfen von Performancearbeiten künstlerische und ästhetische Grenzen überschreiten und neue Material-Kollaborationen ermöglichen?

Konzept: Lisa Hinterreithner
PerformancekünstlerInnen: Jack Hauser (A), Lisa Hinterreithner (A), Sabina Holzer (A) und Nic Lloyd (A/GB)
Künstlerische Begleitung: Chris Standfest (A/D)
Produktion und Kommunikation: Elfi Eberhard und Anna Feiler

Open Lab:
Mi, 29. November, 18:30 Uhr
Proberaum der Camerata Salzburg
Kunst Quartier, Bergstraße 12
5020 Salzburg

Abendzettel

Dank an: Im_flieger/Stoffwechsel,
Mesh Up – A readymade performance/Roland Rauschmaier,
Christian Marclay, strange connections/Oleg Soulimenko and guest, For Space7Doreen Massey, Everything Fits In The Room/Simone Aughterlony and Jen Rosenblit and many more.

Arbeiten von:

Sabine Holzer: see english

Jack Hauser: Poesie:Zusammen Raufen (2017)
Mit diesem Brief am 27. Februar 2017 hat POESIE:ZUSAMMEN RAUFEN begonnen.
LIEBE FREUNDINNEN,
WOLLT IHR BEI EINEM ZUSAMMENRAUFEN
MITDICHTEN?
CLAUDIA HEU & JACK HAUSER TREFFEN EUCH DANN ZU EINEM GESPRÄCH (OHNE RAUFEN)
IN WIEN. JEDER TERMIN IST EINSAM. IRGENDWO. VERBINDLICH.
BESTE ALLER TANZÜBUNGEN: DIE MUSIK
WEGLASSEN,
UM ENDLICH VOM BODEN AUFS SEIL ZU FALLEN.  (Marcus Steinweg / 2017)

avec beaucoup de plaisir de t’avoir rencontré(e)
c’était un plaisir de vous avoir rencontré
comme ça
claudia & jack

Jack Hauser: Poetischer Act (2017)
Acht-Punkte- Proklamation des poetischen Actes – hc artmann (1953)
Es gibt einen Satz, der unangreifbar ist, nämlich der, dass man Dichter sein kann, ohne auch irgendjemals ein Wort geschrieben oder gesprochen zu haben.
Vorbedingung ist aber der mehr oder minder gefühlte Wunsch, poetisch handeln zu wollen. Die alogische Geste selbst kann, derart ausgeführt, zu einem Act ausgezeichneter Schönheit, ja zum Gedicht erhoben werden. Schönheit allerdings ist ein Begriff, der sich hier in einem sehr geweiteten Spielraum bewegen darf.
1 ) Der poetische Act ist jene Dichtung, die jede Wiedergabe aus zweiter Hand ablehnt,das heißt, jede Vermittlung durch Sprache, Musik oder Schrift.
2 ) Der poetische Act ist Dichtung um der reinen Dichtung willen. Er ist reine Dichtung und frei von aller Ambition nach Anerkennung, Lob oder Kritik.
3 ) Ein poetischer Act wird vielleicht nur durch Zufall der Öffentlichkeit überliefert werden. Das jedoch ist in hundert Fällen ein einziges Mal. Er darf aus Rücksicht auf seine Schönheit und Lauterkeit erst gar nicht in der Absicht geschehen, publik zu werden, denn er ist ein Act des Herzens und der heidnischen Bescheidenheit.
4 ) Der poetische Act wird starkbewusst extemporiert und ist alles andere als eine bloße poetische Situation, die keineswegs des Dichters bedürfte. In eine solche könnte jeder Trottel geraten, ohne es jemals gewahr zu werden.
5 ) Der poetische Act ist die Pose in ihrer edelsten Form, frei von jeder Eitelkeit und voll heiterer Demut.
6 ) Zu den verehrenswürdigsten Meistern des poetischen Actes zählen wir in erster Linie den satanistisch-elegischen C. D. Nero und vor allem unseren Herrn, den philosophisch-
menschlichen Don Quijote.
7 ) Der poetische Act ist materiell vollkommen wertlos und birgt deshalb von vornherein nie den Bazillus der Prostitution. Seine lautere Vollbringung ist schlechthin edel.
8 ) Der vollzogene poetische Act, in unserer Erinnerung aufgezeichnet, ist einer der wenigen Reichtümer, die wir tatsächlich unentreißbar mit uns tragen können.

Links zum Projekt
http://www.stffwchsl.net/materialien/poesie-zusammen/
http://www.stffwchsl.net/offentlich/poesie-zusammen- raufen/
http://www.stffwchsl.net/materialien/adventures-in-poetry/
Produktion: Im_flieger in the frame of Stoffwechsel – Ökologien der Zusammenarbeit

Lisa Hinterreithner: THINGS / Solo # 1 (2015)
In THINGS / Solo #1 performt Lisa Hinterreithner ein
Solo-Version von THE CALL OF THINGS/THINGS. Aus der, mit Jack Hauser entwickelten Serie THE CALL OF THINGS/ THINGS exkludiert sie Performanceteile, die im Laufe der Serie entstanden sind.
Die beiden Performancekünstler Lisa Hinterreithner und Jack Hauser setzten sich in der
Performance Serie THE CALL OF THINGS (2014-15) mit der Performativität von Dingen
auseinander.
Dabei gingen sie von einer künstlerischen Performance, als einer kollaborativen Versammlung von heterogenen Elementen (Menschen, Dingen, Organismen und Objekten) aus. Materialien, Dinge und Objekte performten hier mit den beiden menschlichen Performern als eigenständige sowie kollaborierende oder störende Teilnehmer. In diesem Sinne erforschten Hinterreithner und Hauser die Möglichkeit eines Performancemodels, der menschlichen-nichtmenschlichen Arbeitsgruppe. Sie verbrachten Zeit mit den Dingen. Sie lungerten und streunten in den von ihnen gewählten Räumen mit den Dingen und Objekten herum, um der Vitalität der herumlungernden Dinge auf die Spur zu kommen. Die Dinge meldeten sich irgendwie (the call of things). Es etablieren sich Gruppen von ‘Körpern’ (menschlich und nichtmenschlich) die nebeneinander standen und sich gegenseitig affizierten und affiziert wurden. Dabei wurden Hinterreithner und Hauser nicht selbst zu Dingen, aber vielleicht irgendwie ding-menschlich.
Die menschlichen–nichtmenschlichen Arbeitsgruppen bewegten sich von kochenden Wasserkesseln, über nasse, heiße Kleidungsstücke, Bücher, menschlichen Urin, eine Wanduhr, schockgefrorenen Arbeitshandschuhen, einem Staubsauger und sich todstellende Fernseher bis hin zum Knacksen einer akustischen Box.
Mit THINGS (2015) fand die Serie ihren Abschluss, kehrte an den Ausgangspunkt der Galerie 5020 zurück und arbeitet mit Elementen aus allen, auch den geheimen, Stationen.

Eine Produktion von Up.|Lisa Hinterreithner
Mit Unterstützung von Stadt Salzburg, Land Salzburg und dem Bundeskanzleramt Österreich In Kooperation mit Galerie 5020, Tanzquartier Wien, Atelier Anne Juren und Roland Rauschmeier und dem Austrian Cultural Forum London

Nic Lloyd: Don´t Judge (2014)
Ein Performer, zwei Turntables. Auf den Turntables kreist das Vinyl, von dem seine Stimme ertönt. Wortfetzen, Anweisungen und Laute werden gemixt. Der Performer hat die Qual der Wahl. Er muss sich entscheiden, wie er das Vinyl manipuliert, reagiert aber zugleich auf die Impulse des auf dem analogen Tonträger gespeicherten Ichs. Sein Körper ist hin und her gerissen. Er befindet sich zwischen erlernten und intuitiven Bewegungsmustern und versucht dennoch unter Zuhilfenahme von Sprache das Publikum zu beeinflussen. Gelingt das? Wer hat hier die Kontrolle und wer wird kontrolliert?

Ein Kooperationsprojekt von Gessnerallee Zürich, Dampfzentrale Bern, ROXY Brisfelden, Théâtre de L’usine Genève, Arsenik Lausanne. Im Rahmen des Veranstalterfonds / Reso – Tanznetzwerk Schweiz. Mit der Unterstützung von Pro Helvetia und Ernst Göhner Stiftung.

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