Unter dem Titel local horizon – collapsed form haben die beiden Performerinnen Lisa Hinterreithner und Mariella Greil ein performativ-diskursives Format entwickelt. Das tanzbuero lädt am Mittwoch, 13. November ins SEAD zu einer öffentlichen Begegnung. Beginn ist um 19:30 Uhr, der Eintritt ist frei, um Anmeldung wird gebeten unter: office@tanzbuero.net Local horizon – collapsed form ist ein künstlerisches Forschungsprojekt, das sich jenseits nationaler Identität, territorialen Grenzen und einem privilegierten Subjekt formuliert. Statt dessen wird ein zukunftsorientiertes, reflektierendes Konzept erprobt. In 13 Gedankenlinien evozieren die beiden Performerinnen Resonanzen des Prozesses und bauen – mit der Assistenz des Publikums – Situationen wieder auf, die einen zum Umdenken, zur Veränderung, zu einer Bewegung über etablierte Kategorien oder Muster hinaus bewegen lassen. Wie kann die künstlerische Forschung zum Verständnis beitragen, was die Dinge in unserer zeitgenössischen Welt bedeuten, und wie gestalten diese Bedeutungen nachhaltig unser Denken? Diese Fragen werden in performativ-diskursiven Begegnungen erörtert und wir bewegen uns auf einen sich immer mehr ausdehnenden Horizont zu, der tief im Lokalen verwurzelt ist.
Research: Lisa Hinterreithner und Mariella Greil
Production: Elfi Eberhard und Anna Feiler
Special thanks to: Nicole Haitzinger für die Findungsphase des Projekte, Atal Sherif für die Gespräche, Sandra Chatterjee für ihren Beitrag zum Fragebogen, Mzamo Nondlwana, Lea Pischke und Sarah Chiesa (SEAD-I.C.E. -Choreographer’s Year)
Local horizon – collapsed form in Wien und London
Wer nicht die Gelegenheit hat local horizon – collapsed form in Salzburg zu sehen, für den bietet sich die Möglichkeit dies in Wien oder London nachzuholen.
Termine Wien – Sonntag, 1. Dezember um 19:00 Uhr im nadaLokal (Reindorfgasse 8, 1150 Wien) nadaLokal.at – Donnerstag, 2. Jänner bis Samstag, 9. Jänner 2014 open Moment während der Residency am Tanzquartier (Museumsplatz 1, 1070 Wien) tqw.at
Termin London – Samstag, 18. Jänner, 2014 Chelsea Theater London, thechelseatheater.com
Über local horizons – collapsed form Herausgelöst vom Universum einer überproduzierenden, post-fordistischen Kultur machen wir uns in unserem Laboratorium auf die Suche nach den Spuren tiefgehender Verschiebungen, die sich durch die temporäre Aufhebung des Produktionsdrucks ergeben und auch „gesichertes Wissen“ in Frage stellen. Wir widmen uns also dem Zögern, Suchen, Zweifeln – und der Dialog als Arbeitsmethode rückt in den Fokus unseres Projektes. Phänomene wie Kollaps, Rissigkeit und Deterritorialisierungen werden hervorgehoben als jene Momente, in denen der vertraute Modus des Zusammenwirkens ein Ende erreicht hat und sich nicht mehr als einzige Möglichkeit für ein Weitergehen darstellt. So übernimmt die Unterbrechung, Zerrüttung und Auflösung von Paradigmen die Führung und wird zu affirmiertem Material. Wir gehen der künstlerischen Praxis als Forschung nach, als ein für sich stehendes Medium, epistemologisch und ästhetisch.
In 13 Gedankenlinien evozieren wir die Resonanzen des Prozesses und bauen – mit der Assistenz des Publikums – Situationen wieder auf, die einen zum Umdenken, zur Veränderung, zu einer Bewegung über die etablierten Kategorien oder Muster hinaus bringen. Wir beharren auf der Idee, Konzepte ins Wanken und in die Bewegung zu bringen als eine produktive, beziehungsstiftende Form von Forschung. Denkbewegungen – auch in Form von Forschungsreisen – von Wien nach Berlin und Beirut und zurück nach Salzburg, Dialoge, Lectures, viele Stunden des Zuhörens, Artikulierens von Fragestellungen und ein grundsätzlich kollaborativer Arbeitsansatz prägen das von uns entwickelte diskursiv-performative Format.
local horizons – collapsed form interessiert sich für eine differenzierte Annäherung an „Materialisierung“, die eine Subjekt-Objekt-Trennung auflöst und somit einen anderen Bezugsrahmen eröffnet. Es gibt Versuche, strategisch die Repräsentation in Form ihres Mißbrauches (oder einer Überbeanspruchung) zu testen und sich somit dem mit ihr verflochtenen Symbolischen auf eine unverbindliche Art zu nähern. Der Körper faltet sich in die Orte, akkumuliert in Gedanken-Linien, -Knoten und -Feldern, immer ortsgebundene Lokalisierungen, die darauf warten – fast archäologisch –, freigelegt zu werden.
Diese Arbeit macht eine Geste hin zu der Bereitschaft des Körpers, im Veränderbaren, Formbaren, im Offenen zu agieren. Hier konstruiert sich das Persönliche als etwas, das mehr als intim, privat oder biographisch ist, als etwas, das sich immer in einer Vielzahl von Begegnungen (mit der Welt, die wir alle sind) begründet. Vor diesem Hintergrund des Choreographischen, Philosophischen und natürlich der Performance von beidem (vermischt oder auch getrennt voneinander) stellt local horizons – collapsed form die Frage nach dem Potential einer „künstlerischen Praxis als Forschung“ (Practice as Research) im kulturellen Feld und darüber hinaus, in seinem weiteren gesellschaftlichen Kontext. Wie kann die künstlerische Forschung zum Verständnis beitragen, was die Dinge in unserer zeitgenössischen Welt bedeuten, und wie gestalten diese Bedeutungen nachhaltig unser Denken?
Durch performativ-diskursive Begegnungen bewegen wir uns auf einen sich immer mehr ausdehnenden Horizont zu, der tief im Lokalen verwurzelt ist. (Mariella Greil, 2013)
Zusatzinformation zum Projekt: 10 attempts (10 Versuche einen gesprochenen Text zu verstehen)