Iris Dittler und Andreas Trobollowitsch: TRANSPOSITION
Eine performative Installation
Residenz im Studio der SZENE Salzburg von 21. November bis 5. Dezember 2020
In der Vergangenheit hat tanzbuero bereits 2013 – 15 mit What´s Up? ein internationales Residenzformat erprobt, dessen Resonanz die Wichtigkeit solcher Angebote für Performancekünstler*innen unterstrich.
Aufbauend auf den Erfahrungen daraus knüpfen wir an dieses Angebot an und entwickeln es weiter. Mit dem neuen Fokus auf Einladungen nationaler und internationaler Praktiker*innen aus dem performativen Feld von außerhalb nach Salzburg fördern wir künstlerisches Forschen vor Ort und den Austausch mit lokalen Szenen. Ab 2020 wird pro Jahr jeweils ein/e Künstler*in, Theoretiker*in oder Kurator*in aus den performativen Künsten eingeladen, in Salzburg prozessual zu arbeiten.
Den Start machte die Performancekünstlerin Iris Dittler und der Soundkünstler Andreas Trobollowitsch um ihre neueste Arbeit TRANSPOSITION in Salzburg weiterzuentwickeln.
Iris Dittler arbeitet an der Schnittstelle zwischen bildender Kunst und zeitgenössischem Tanz und bündelt in ihren Projekten Elemente aus diesen Bereichen.
Der Arbeitsschwerpunkt von Andreas Trobollowitsch liegt auf ortsspezifischen und konzeptuellen Kompositionen, experimentellem Instrumentenbau, Klanginstallationen, Klangperformances sowie Zeicheninstallationen. Sein Schaffen umfasst Projekte und Arbeiten im Bereich der elektroakustischen Komposition und Improvisation sowie Kompositionen für Tanz, Theater, Filme und Radiofeatures.
„In performativen Installationen gehe ich einem Kommunikations- wie auch Übersetzungsprozess zwischen skulpturalem Material und dem Körperraum nach. Meine Performances verweisen auf die stets im Werden begriffene innere Architektur des Körpers. Diese steht in einem Spannungsverhältnis zur Umgebung. Die von mir entwickelten Objekten sind Äquivalente für körperliche Zustände. Objekte werden nicht funktional verwendet. Körper, Musik, Objekt und Raum treten in ein Resonanzverhältnis. Der Fokus liegt auf dem Körperraum, der mit Körperbildern/-schemata untrennbar verbunden ist und die Basis dafür bietet, wie wir uns als agierende Subjekte in der Welt positionieren, in Bezug zum Umraum und zu anderen Menschen“, beschreibt Iris Dittler ihre Arbeit.
Iris Dittler hat mittlerweile ein Set an Objekten entwickelt, ein Vokabular, das in den gegebenen Kontexten auf die vorgefundene Architektur ausgerichtet wird und dort ein Feld aufspannt, in dem die performative Arbeit stattfindet. Diese aufbauende und sich mit und durch die Präsentationsorte weiter entwickelnde performativ-installative Praxis wurde in den letzten Jahren sowohl im Tanzkontext (Tanz*hotel 2018, Imflieger Wien 2018) (Still moving- Festival de performance Paris 2018) als auch im Kunstkontext (Marcelle Alix Galerie 2019, Parallel Vienna 2019) in unterschiedlichen Versionen gezeigt.
Die mixed-media Installation TRANSPOSITIONS bringt Objekte, Körper, Sound und Raum in ein Resonanzverhältnis. Grammatiken des jeweiligen Mediums werden dabei auf ihre Übertragungsmöglichkeit und Übersetzung in die anderen Medien hin untersucht.
Ausgehend von der Beschäftigung mit der Materialität des eigenen Körpers konstruiert die Künstlerin Iris Dittler Skulpturen aus Metall, Latex, Textilien und Plexiglas etc. Sie sind Äquivalente von körperlichen Zuständen und beziehen sich auf konkrete körperliche Spannungsverhältnisse. In der Auseinandersetzung mit den Objekten während der Performance werden diese re-„aktiviert“.
TRANSPOSITIONS ist stark von der Geschichte der Medizin und der Frage nach dem Zugriff zu bzw. Eingriff in die Körper geprägt. Die im Rahmen des Projekts bereits entstandenen Objekte gleichen erweiterten oder entfremdeten medizinischen Instrumenten. In der Installation werden architektonische Elemente, Öffnungen, Ecken und Nischen erzeugt, PVC- und Sperrholzplatten als Displaysystem dienen als Auflageflächen für Objekt und Körper.
Konkret sollen fünf architektonisch sich unterscheidende Podeste mit integrierten Sound und Lichtquellen herausgearbeitet werden. Jedes davon bildet den plastischen (Um)Raum für eine performative Situation.
Der lokal vom Podest kommende Sound wird sich auf die Materialität des Objekts beziehen, die ins Podest eingearbeiteten LED-Licht-Flächen sind den Schautafeln von Röntgenbildern entlehnt und betonen die befremdende Körperhaftigkeit der Objekte.
Der Sound geht somit von verschiedenen Stellen des Settings aus. Der Sound außerhalb dieses Settings (von einer PA kommend) konzentriert sich hingegen auf die Körperbewegungen und Atmung der Performerin selbst.
Das Aufblitzen von Led-Lichtflächen lenkt oder irritiert die Wahrnehmung. Die Besucher*innen können sich in der Installation frei bewegen. Es soll über die Zeitspanne von mehreren Stunden ein Gefüge aus Licht, Sound, Objekt- und Körperbewegung choreografiert werden. Die Körperbewegungen der Performerin schreiben sich dabei über Repetition, Leerstellen und einen bewusst verlangsamten Zeitmodus in die jeweiligen Raumbereiche ein.
Die geplante öffentliche Präsentation nach der Residenzphase konnte aufgrund des Lock Downs leider nicht stattfinden. Die mixed-media Installation TRANSPOSITION ist für Frühsommer in der Galerie 2020 in Salzburg geplant.