Dieses transdisziplinäre Labor versteht sich einerseits als ein gemeinsames Nachdenken über Raum und andererseits als ein gemeinsames Reflektieren über (nichtmenschliche / menschliche) Körper in Beziehung zu Raum.
Open Moment am: 5. November 2016, 15:00 Uhr
Unipark Nonntal, Studio der Tanzwissenschaften Salzburg
Teilnehmende Künstler_innen und Theoretiker_innen:
Hildegard Fraueneder (Kunsthistorikerin und Senior Lecturer an der Universität Mozarteum Salzburg,
2001-2016 Leiterin der Galerie 5020)Jack Hauser (Ex.Filmemacher, Performancekünstler)
Christina Jauernik (Architektin, Tänzerin, im Projekt Team des künstlerischen Forschungsprojekt INTRA SPACE (FWF-PEEK 2015-2017)
Marcus Steinweg (Philosoph)
Ulli Vilsmaier (Geographin, Methodenzentrum und Institut für Ethik und Transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung, Leuphana Universität Lüneburg)
Lisa Hinterreithner (Performancekünstlerin / Kuratierung tanzbuero)
Biografien der TeilnehmerInnen
Hildegard Fraueneder studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie in Salzburg und Wien und promovierte 1988. Sie ist Lehrende an mehreren österreichischen Universitäten und Senior Lecturer an der Universität Mozarteum Salzburg. Von 2001 bis 2016 leitete sie die Galerie 5020 und ist seit 2014 Co-Programmleiterin an der Wissenschaft und Kunst. Hildegard Frauenender arbeitet an zahlreichen Forschungsprojekten und Publikationen zu Kunst und Gesellschaft, feministische Kunst/Gender Studies, Kunst im öffentlichen Raum und ist Kuratorin und Organisatorin zahlreicher Ausstellungsprojekte, Tagungen, Symposien und Vortragsreihen.
Jack Hauser ist 1958 in Horn/NÖ geboren. Er studierte nach seiner Arbeit als Chemiker von 1983 bis 1986 elektroakustische Musik in Wien. 1994 gründete er mit Inge Kaindlstorfer & David Ender die Performancebande Lux Flux. 2003 beginnt die Zusammenarbeit mit Milli Bitterli und seit 2005 arbeitet er an zahlreichen gemeinsamen Werken mit Sabina Holzer. Gemeinsam mit Lisa Hinterreithner entwickelt er 2014 und 2015 die Performancereihe The Call of Things. Weiters gestaltet er performative Interventionen und Arbeiten mit diversen Medien, die seit 1999 als „Wohnung Miryam van Doren“ betrieben und betreut werden.
Christina Jauernik ist 1985 in Graz geboren. Sie hat Architektur, zeitgenössischen Tanz und Choreographie in Wien, Berlin, Amsterdam und Großbritannien studiert. Seit 2014 wirkt sie als künstlerische Forscherin und Doktorandin im interdisziplinären FWF-PEEK Forschungsprojekt unter der Leitung von Wolfgang Tschapeller am Institut für Kunst und Architektur an der Akademie der Bildenden Künste Wien mit, sowie seit 2012 bei Wolfgang Tschapeller ZT GmbH. Sie erhielt zahlreiche Stipendien wie das Start Stipendium des Bundeskanzleramts 2016, das Margarete Schütte Lihotzky Stipendium 2015, das IMPACT13 Stipendium PACT Zollverein Essen oder das Danceweb Stipendium 2006. Sie publizierte das Werk Hands have no tears to flow. Reports from/without architecture (Arno Ritter (ed.), Wolfgang Tschapeller, Gisela Steinlechner, Christina Jauernik / Wien, NewYork: Springer Verlag, 2012) und stellte aktuell im Österreich Pavillon bei der Architektur Biennale in Venedig aus.
Marcus Steinweg ist 1971 geboren. Er lebt und arbeitet derzeit als Philosoph in Berlin. Er war Dozent an der HBK Braunschweig und Gastprofessor an der HfBK Hamburg und lehrt aktuell an der Universität der Künste Berlin. Zu seinen jüngsten Publikationen zählen: „Behauptungsphilosophie“ (Berlin: Merve 2006), „Duras“ (with Rosemarie Trockel, Berlin: Merve 2008), „Politik des Subjekts“ (Zürich/Berlin: Diaphanes 2009),“Aporien der Liebe“ (Berlin: Merve 2010), „Kunst und Philosophie / Art and Philosophy“ (Cologne: Walter König: 2012), „Philosophie der Überstürzung“ (Berlin: Merve 2013), „Inkonsistenzen“ (Berlin: Matthes & Seitz 2015), „Evidenzterror“ (Berlin: Matthes & Seitz 2015) und „Gramsci Theater“ (Berlin: Merve 2016). Im Druck: „Splitter“ (Berlin: Matthes & Seitz 2016). Die englischsprachige Fassung einiger seiner Bücher erscheint 2017 bei The MIT Press.
Ulli Vilsmaier studierte Geografie und promoviert 2009 an der Naturwissenschaftlichen Universität in Salzburg. Als Lektorin und wissenschaftliche Arbeiterin war sie in ihrer Salzburger Zeit in mehreren Projekten tätig, u.a. Assistentin für Humangeographie im Fachbereich Geographie und Geologie, Wissenschaftliche Koordinatorin des transdisziplinären Lehrforschungsprojekts „Leben 2014 – Perspektiven der Regionalentwicklung in der Nationalparkregion Hohe Tauern/Oberpinzgau“, Projektmitarbeiterin und Bildungsreferentin KommEnt — Gesellschaft für Kommunikation und Entwicklung, Gastlektorin an der Universidad de la Havanna in Kuba, an der Universidad Nationál Autónoma de Nicaragua León in Nicaragua oder an der West University of Timisoara in Rumänien. Seit 2011 ist sie Juniorprofessorin für transdisziplinäre Methoden und Präsidiumsbeauftragte für Inter- und Transdisziplinarität an der Leuphana Universität Lüneburg. Sie ist Mitglied des Methodenzentrums, des Instituts für Ethik und transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung und assoziiertes Mitglied an der School of Sustainability der Arizona State University, USA. Die Forschungs- und Lehrschwerpunkte von Ulli Vilsmaier umfassen epistemologische und methodologische Grundlagen sowie Methoden inter- und transdisziplinärer Forschung. In einer Perspektive responsiver Vernunft beschäftigt sie sich mit der Konstitution von Raum und der Gestaltung von inter- und transdisziplinären Zwischenräumen. Zu den Themenbereichen zählen Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitswissenschaften, nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung, Energieregionen und regionale Klimaadaptionsprozesse sowie Gebietsschutz und Regionalentwicklung. Weitere Forschungsarbeiten widmen sich der Theorie und Praxis von inter- und transdisziplinärer Lehrforschung, dem Globalen Lernen und Lernortwechsel.
Die Choreografin und Performerin Lisa Hinterreithner thematisiert in ihren Arbeiten Körper, Text, Bild und Objekte. Ihre Performances und Installationen finden auf der Bühne, in Galerien, im Wald und am Papier statt. Zu ihren letzten Arbeiten zählen automatisch – idiotisch – als ob – genau mit Julius Deutschbauer (Sommerszene 2014), The Call of Things/Things/Mezzanin mit Jack Hauser (u.a. Galerie 5020 und ImPulsTanz Festival 2015) und A scripted situation (u.a. Tanzquartier Wien 2015) mit Martina Ruhsam. Lisa Hinterreithner unterrichtete 2014 Performance an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Seit 2013 lehrt sie Creative Research an der Tanzakademie SEAD und seit 2014 an der Universität Wien. Sie gestaltet mit Elfi Eberhard die Researchplattform tanzbuero für Choreografie und Performance. 2013/14 absolvierte sie einen Master (MRes) in Performance and Creative Research an der Roehampton University / London.
Abstract zum RaumLab
Überlegungen von Doreen Massey zum Thema Raum wurden an den Ausgangspunkt des Raumlabors gestellt mit Bezug auf Masseys Publikation for space (2005). In den Mittelpunkt wurden Masseys Begriffe „throwntogetherness“ und the „elusiveness of space“ gestellt. Massey beschreibt wie sich Orte (place) als eine throwntogetherness von Dingen, Materialien, Menschen, Tieren mit unterschiedlichen Zeitlichkeiten begreifen lassen. Wo das hier (here) genauso vergänglich ist wie das jetzt (now). Wo es keine Romantik einer vorgegeben kollektiven Identität gibt und auch der Begriff Ewigkeit für einen Felsen in der Landschaft nicht passend ist (the elusiveness of space). Massey beschreibt Orte, mit ihren unterschiedlichsten Zeitlichkeiten (temporalities) als eine fortlaufende Verwebung von Ereignissen (meetings, encounters).
Können wir Raum tatsächlich als ein instabiles, unsicheres und durchlässiges Gebilde begreifen? Könnte dadurch der Raum als eine fortlaufende (langsame und schnelle, sichtbare und unsichtbare) Bewegung „durchlebt“ werden? Innerhalb einer Bewegung (die eines Raumkörpers) eine weitere Bewegung (die eines Körperraums)? Inwiefern ist Raum ein Zeit-Raum Konstrukt bzw. wie verorten wir Zeit im Raumdenken und in unserer Raumwahrnehmung? Eine entscheidende (künstlerische) Frage, die sich daraus ergibt: Kann diese Form von Raum-Verständnis eine andere künstlerische Praxis evozieren? Welche Rolle spielt die Zeit in diesem Experiment?
Un / abhängig davon stellen sich Fragen zur Art und Weise der Verhältnisse Mensch / Körper / Raum. Welche Verknüpfungen gehen Mensch / Körper mit Räumen ein? Kommt es zu einer inkommensurablen Durchdringung von Raum auf den Menschen insbesondere in Hinblick auf soziale und politische Machtverhältnisse von Räumen? Was bedeuten zum Beispiel Raumverlust oder Zutrittsverbote zu Räumen für das Leben / die Existenz eines Menschen? Wie stabilisieren oder destabilisieren Räume das Mit-Einander? Der menschliche Körper ist räumlicher Mit-Gestalter. Welche Kunst- / Lebens- / Vorstellungsmodelle werden mit diesem Mit ermöglicht? Welche performative Form entworfen? „throwntogetherness“ vs. „togetherness“?
Verschiedene Aspekte, Prozesse oder Aktionen, die sich im Verlauf des Workshops ergeben haben, werden im Rahmen eines „offenen Momentes“ am Ende des Labors öffentlich präsentiert.